Pfingsten, ein Geschehen – kein Märchen

Ein Tag, an dem etwas besonders Schönes, Wichtiges oder Unvergessliches geschieht, bekommt einen besonderen Platz im Gedächtnis der Menschen, manchmal auch einer ganzen Nation. So ein geschichts-trächtiges Ereignis war der Tag der friedlichen Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. Wiedervereinigung – nur ein großer Traum, ein Märchen, dachten viele. Und es geschah doch,

am 3. Oktober 1990. 

Die ganze Nation freute sich an diesem Tag und sang zurecht eine Art „Deutschlandhymne für besondere Anlässe“: So ein Tag, so wunderschön wie heute, so ein Tag, der dürfte nie vergeh‘n.

Ähnlich dachten auch die Menschen, die in Jerusalem das Schawuot-Fest gefeiert haben: So ein Tag wie heute, der darf nie vergessen werden. Denn was sie erlebt haben, war so wichtig, dass der Evangelist Lukas es in der Apostelgeschichte festgehalten und aufgeschrieben hat. Was der Geist Jesu damals gewirkt und bewirkt hat und heute noch wirken kann, daran sollen auch wir denken und diese Frohbotschaft an die nächste Generation weitergeben.

Die Jünger Jesu, die sich nach seinem Tod aus Angst nicht einmal auf die Straße getraut haben, sind nachtsüber mutige Menschen geworden. Sie verließen ihre Verstecke, gingen auf die Straße und sprachen zu den Menschen in einer Sprache, die alle, die dabei waren, verstanden haben. Es waren nämlich Menschen aus vielen Nationen, die nach Jerusalem gekommen waren. Sie wunderten sich und fragten einander: Wie ist das möglich?

Und doch - an den Worten, der Art ihres Sprechens und den Gesten der Apostel, an ihrer Begeisterung und ihren Blicken merkten sie, hier entsteht etwas völlig Neues, ein anderer Geist, ein Funke, der auf alle überspringt und miteinander verbindet.

Diesen Geist Jesu, den Heiligen Geist, der verbindet,

wünsche ich uns allen.

Ihr Pfarrer

P. M. Čilić